Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Lesezeit 4 min

Unverträglichkeiten und Allergien hervorgerufen durch Nahrungsmittel sind keine Seltenheit. Aber Achtung! Nicht alles, was zu Bauchproblemen führt, ist gleich eine Allergie.

Durch Nahrungsmittel hervorgerufene Unverträglichkeiten und Allergien sind keine Seltenheit. Die beiden Begriffe beschreiben grundlegend unterschiedliche Ursachen, selbst wenn die Symptome sich oft ähneln. 

Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Treten nach dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln oder deren Bestandteilen Beschwerden auf, leidet man mit großer Wahrscheinlichkeit an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Ärzte sprechen dann auch von Nahrungsmittelintoleranzen. Der Körper kann gewisse Lebensmittel oder einzelne Bestandteile der Nahrung nicht richtig verdauen. Das hat häufig mit einer Störung von Enzymen zu tun, die für die Spaltung und Aufnahme der Bestandteile verantwortlich sind. Wichtig ist jedoch die Unterscheidung zwischen immunologisch und nicht-immunologisch bedingten Reaktionen des Körpers. Handelt es sich nämlich um Erstere spricht man von einer Allergie, die sich grundlegend von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit unterscheidet. 

Zu den Nahurngsmittelunverträglichkeiten und Allergenen zählen:

Nahrungsmittelintoleranzen:

 

  • Fruktoseintoleranz
  • Laktoseintoleranz
  • Weizensensitivität
  • Histaminintoleranz

Autoimmunerkrankung:

 

  • Zöliakie (glutensensitive Enteropathie)

In Bezug auf Allergene in Lebensmitteln werden insbesondere 14 verursachende Nahrungsmittel genannt: 

 

  • Ei
  • Erdnuss
  • Fisch
  • Glutenhaltiges Getreide
  • Krustentiere
  • Lupinen
  • Kuhmilch
  • Schalenfrüchte
  • Schwefeldioxid und Sulfite
  • Sellerie
  • Senf
  • Sesamsamen
  • Sojabohnen
  • Weichtiere
 
 

Was unterscheidet Nahrungsmittelunverträglichkeiten von Nahrungsmittelallergien?

Der entscheidende Unterschied zwischen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit und einer -allergie liegt in der Immunantwort, also der Reaktion des Immunsystems. Soviel vorweg: Echte Nahrungsmittelallergien treten nur sehr selten auf. Etwa ein bis drei Prozent der Erwachsenen sowie fünf bis acht Prozent der Kinder sind von einer Lebensmittelallergie betroffen. Bei einer Allergie sieht der Organismus in Bestandteilen der Nahrung Fremdkörper, also Feinde. Das Immunsystem wird aktiv und bildet Antikörper. Das sind Partikel des Immunsystems zur Abwehr von schädlichen Substanzen. Durch die Antikörper kann es sehr schnell zu teils heftigen Reaktionen des Körpers kommen. Deshalb sind Allergien nicht nur unangenehm sondern teils gefährlich. Im schlimmsten Fall führt eine Überreaktion des Immunsystems zu schockartigen Zuständen. Auch sogenannte Pseudoallergien sind möglich. Sie treten beispielsweise als Reaktion auf Lebensmittelzusatzstoffe auf. Die Symptome sind mit jener einer Allergie vergleichbar, das Immunsystem wird dabei aber nicht aktiviert.

 

Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit hingegen handelt es sich um die fehlende oder eingeschränkte Möglichkeit des Körpers gewisse Nahrungsmittel oder deren Bestandteile aufzuspalten und zu verstoffwechseln. Die Symptome beschränken sich hauptsächlich auf den Verdauungstrakt. 

 

GLUTEN – ALLERGIE, UNVERTRÄGLICHKEIT ODER KRANKHEIT?


In Bezug auf Gluten wird oft von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit gesprochen. Aber auch von Allergie oder einer Erkrankung. Was trifft nun zu? Die Antwort ist ebenso einfach wie komplex: Alles.
Das Eiweiß kommt in den meisten Getreidesorten, insbesondere aber in Weizen vor. Es kann eine ganze Reihe an Beschwerden auslösen. Die Ursachen sind aber unterschiedlich. Bei der Zöliakie (glutensensitive Enteropathie) etwa handelt es sich um eine vermutlich genetisch bedingte Erkrankung. 

 

Das Immunsystem reagiert dabei auf Gliadin, einen Bestandteil des Glutens. Das spezifische Immunsystem richtet sich gegen körpereigene Zellen. Zöliakie ist also eine Mischform aus Allergie und Autoimmunerkrankung. Die Darmschleimhaut Betroffener ist chronisch entzündet und kann in weiterer Folge Schaden nehmen. Allerdings nicht nachhaltig. Wird eine strikte glutenfreie Diät eingehalten, verschwinden die Symptome und die Darmschleimhaut kann sich erholen.


Bei der Weizenallergie kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems. Im Unterschied zur Zöliakie richtet es sich aber nicht gegen Körperzellen. Die Darmschleimhaut bleibt unversehrt.
Gluten kann zudem eine Nahrungsmittelunverträglichkeit hervorrufen, die so genannte Weizensensitivität. Die Symptome ähneln jener der Zöliakie, jedoch liegt hier keine allergischer Prozess vor. Wissenschaftler vermuten, dass es sich dennoch um eine Reaktion Immunsystems, nämlich des angeborenen Immunsystems handelt. Es wird aktiviert und in weiterer Folge bereits bestehende Entzündungen und Erkrankungen weiter entfacht. Das kann etwa zur Entstehung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen beitragen.


Am Beispiel des Gluten ist ersichtlich, wie komplex die Reaktion des Körpers auf ein und denselben Nahrungsbestandteil sein kann. Das macht eine eindeutige Diagnose häufig schwierig. 

 

Was sind die Häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten??

Bei einem großen Teil der Unverträglichkeiten liegt eine Störung im Abbau von Zuckerstoffen vor. Beispiele dafür sind die Fruktoseintoleranz, bei der der Organismus Probleme mit dem Abbau von Fruchtzucker hat, oder die Laktoseintoleranz, die von Milchzucker ausgelöst wird. Erst wenn Zucker in kleine Teile zerlegt wurde, kann er durch die Darmwand geschleust und verstoffwechselt werden. Fehlt das dafür zuständige spaltende Enzym, landet der Zucker unverdaut im Darm und verursacht dort Probleme. Besonders unvorteilhaft: Der Zucker begünstigt die Vermehrung des Candida Pilzes.


Reagiert der Organismus empfindlich auf den Eiweißstoff Histamin, kann ebenfalls eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegen. Histamin entsteht in Lebensmitteln beim Abbau der Aminosäure Histidin durch Bakterien. Die Intoleranz tritt auf, wenn das körpereigene Enzym Diaminoxidase (DAO) in seiner Aktivität verringert ist. Das Enzym ist für den Abbau des Histamins zuständig.


Ein weiterer Auslöser einer Nahrungsmittelunverträglichkeit sind fettreiche Speisen. Verursachen sie Beschwerden wie Durchfall oder Blähungen produzieren entweder die Organe zu wenig Verdauungssäfte oder der Darm kann aufgrund einer Reizung die Nährstoffe nicht aufnehmen. Eine Störung von Enzymen liegt hierbei nicht vor. Das macht deutlich, dass die Ursachen von Unverträglichkeiten durchaus vielfältig sein können. 

 
Symptome Nahrungsmittelunverträglichkeit Symptome Nahrungsmittelallergie

  • Aufstoßen
  • Bauch- oder Magenschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Blähungen
  • Bauch- oder Magenschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • (chronische) Darmentzündungen
  • Schleimhautschwellungen
  • Schwellung der Zunge
  • Jucken, Kribbeln oder Brennen im Mundbereich
  • Ausschlag
  • Rötung
  • Juckreiz
  • Husten
  • Atemnot
  • Asthma
  • anaphylaktischer Schock
 

Symptome Nahrungsmittelunverträglichkeit vs. Symptome Nahrungsmittelallergie

Obwohl sich viele Symptome der beiden Beschwerdebilder gleichen, sind gerade sie es, dank derer man erste Schlüsse für eine Diagnose ziehen kann. Während sich die Symptome einer Unverträglichkeit meist auf den Verdauungstrakt beschränken, lösen Allergien auch andere Beschwerden aus. 

 

Lebensmittelunverträglichkeit testen

Es gibt unterschiedliche medizinische Verfahren, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten festzustellen. Laktose- Fruktose- und Sorbitintoleranzen können etwa mittels Atemtest nachgewiesen werden. Dabei wird die Wasserstoffkonzentration in der ausgeatmeten Luft gemessen. Da Zucker unverdaut in den Dickdarm gelangt, dort von Bakterien zersetzt wird und dabei Wasserstoff entsteht, kann über diesen Test das Vorliegen einer Intoleranz bestimmt werden.


Liegt eine Zöliakie vor, können bestimmte Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Zudem sind mittels bildgebendem Verfahren die Schäden an der Dünndarmschleimhaut feststellbar. Bei der Weizensensitivität wiederum kann eine Untersuchung auf Weizenkeim-Agglutinin-IgG-Antikörper Klarheit verschaffen. Besteht der Verdacht auf eine Histaminintoleranz kann eine Blutuntersuchung auf das DAO-Enzym sowie des Histaminspiegels weiterhelfen. Da die Untersuchungen aber nicht immer zu einer eindeutigen Diagnose führen, kann zusätzlich ein Ernährungstagebuch, in dem Nahrung und etwaige Beschwerden festgehalten werden, bei der Diagnose unterstützen. Auch ein ausführliches Anamnesegespräch mit einem Arzt trägt zur Aufklärung bei.