Zukunft der Mikrobiomforschung
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Die Forschung zum Thema Mikrobiom steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch sie birgt ein riesiges Potenzial für die Zukunft.
Es ist faszinierend, darüber nachzudenken, welche neuen Erkenntnisse wir durch Mikrobiomforschung gewinnen könnten und wie wir unsere Ernährung gezielt anpassen und optimieren können, um sie als Werkzeugfür unsere Gesundheit zu nutzen.
Inhalt
Da wir bereits wissen, dass jedes Mikrobiom so einzigartig ist wie ein Fingerabdruck, könnten durch spezifische Analysen individuelle Bedürfnisse besser erkannt werden. Möglicherweise könnten Krankheiten so präventiv bekämpft oder gar verhindert werden. Würde die Nachfrage nach solchen Analysen steigen und die Bevölkerung insgesamt gesundheitsbewusster und Darmfreundlicher konsumieren, könnten Lebensmittelhersteller gezwungen sein, ihr Angebot entsprechend anzupassen.
Hier könnte dann das Prinzip von Angebot und Nachfrage eintreten und die ganze Lebensmittelindustrie könnte überdacht und neu aufgerollt werden.
Neben der physischen Gesundheit könnte auch die mentale Gesundheit von dieser Entwicklung profitieren, da vermehrt Zusammenhänge zwischen Darm und Gehirn erkannt werden. Individuelle Ernährungsstrategien könnten daher dazu beitragen, psychische Krankheiten besser zu kontrollieren oder zu lindern.
Zudem könnten pflanzenbasierte und ballaststoffreiche Lebensmittel nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben.
Durch die Förderung der nachhaltiger Lebensmittelproduktion könnte eine Ernährungsweise, die auf das Mikrobiom abgestimmt ist, auch der Umwelt zugutekommen. Dabei liegt es sowohl in der Verantwortung der Forschung, dieses Thema weiter zu erforschen und in denVordergrund zu stellen, als auch in der Hand der Konsumenten, bewusstere Entscheidungen bei der Lebensmittelauswahl zu treffen. Auch hier ist ein Ansatzpunkt als Ernährungstrainer zu erkennen, dass nur durch die Weitergabe von Wissen ein Umdenken des Endverbrauchers erzielt werden kann.
Ein bereits realisierter Ansatz in der Mikrobiom-Therapie und Mikrobiomforschung ist die Stuhltransplantation. Obwohl diese Methode im ersten Moment abschreckend wirken mag, kann sie bei Patienten mit gestörtem Mikrobiom erhebliche Verbesserungen bewirken. Dabei wird gesunder Spenderstuhl in den Darm des Patienten eingebracht, um eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora wiederherzustellen.
„In Zukunft werden wir vielleicht in der Lage sein zu bestimmen, welches spezifische mikrobielle Profil oder welcher Enterotyp, am besten für welche Krankheit geeignet ist und den Spender passend zur Indikation auswählen können.“(Chutkan, Das Mikrobiom – Heilung fürden Darm, 2017, S.226)
Interessanterweise ist das Prinzip, das Darmmikrobiom zu stärken und dessen Bedeutung für die Gesundheit zu verstehen, weder eine neue Erkenntnis der Wissenschaft noch eine ausschließlich menschliche Praxis.
Wie Dr. Robynne Chutkan in ihrem Buch Das Mikrobiom –Heilung für den Darmbeschreibt, ist es in der Tierwelt üblich, dass junge Tiere den Kot von älteren Mitgliedern ihrer Gruppe aufnehmen.
Dieser scheinbar ungewöhnliche Akt dient der Übertragung wertvoller Bakterien und stärkt das noch unausgereifte Mikrobiom der Jungtiere. Diese Verhaltensweise ist eine natürliche Methode zur Unterstützung und Optimierung des Immunsystems und zeigt, wie tief verwurzelt das Wissen um die Bedeutung eines gesunden Darmmikrobioms in der Natur ist.
Auch in der Menschheitsgeschichte haben sich traditionelle Kulturen dieses Wissen zunutze gemacht. Indigene Stämme wie die Beduinen verabreichten den Kot gesunder Tiere sogar als Medizin, um die Darmflora zu unterstützen und Krankheiten zu bekämpfen. Diese Praktiken verdeutlichen, dass das Bewusstsein für die zentrale Rolle des Darms und die Unterstützung des Mikrobioms schon lange vor dem modernen wissenschaftlichen Zeitalter existierte.
Durch die Naturverbundenheit und das Wissen über Heilpflanzen und Tierwelt fanden viele traditionelle Kulturen intuitiv Wege, das Mikrobiom als Quelle für Gesundheit und Heilung zu nutzen.
Die moderne Mikrobiomforschung unterstreicht dieses uralte Wissen und bringt es auf eine neue wissenschaftliche Ebene. Sie zeigt uns, dass der Darm nicht nur für die Verdauung zuständig ist, sondern als Zentrum unseres Immunsystems und unserer allgemeinen Gesundheit fungiert. Wenn unsere Mikrobiom nicht gesund und breit aufgestellt ist, kann es uns krank machen und unser weiteres Leben maßgeblich beeinflussen.
Unsere Ernährung und die Wahl der Nahrungsmittel spielen dabei eine entscheidende Rolle.Sie ist die Grundlage für die Entwicklung und Erhaltung dieses empfindlichen bakteriellen Ökosystems, das unseren Körper schützt, Nährstoffe verstoffwechselt und sogar unser psychisches Wohlbefinden beeinflusst. Ein bewusster und gezielter Umgang mit Lebensmitteln, die reich an Ballaststoffen, Präbiotika und Probiotika sind, ermöglicht es uns, aktiv Einfluss auf unser Mikrobiom und damit auf unsere Gesundheit zu nehmen.
Diese Erkenntnisse aus der Mikrobiomforschung führen uns zurück zu den Wurzeln bis hin zu einer Ernährungsweise, die reich an natürlichen und unverarbeiteten Lebensmitteln ist und dem Darm das bietet, was er braucht, um zu gedeihen. Das moderne Wissen bestärkt uns also in der Wertschätzung für diese uralte Verbundenheit von Darmgesundheit und Ernährung, die schon seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil des natürlichen Gleichgewichts ist.
Meiner Meinung könnte die Zukunft daher in einer Rückbesinnung auf die Ursprünglichkeit liegen, um Gesundheit und unsere Darmflora nachhaltig zu fördern. Es liegt jedoch in der Handdes einzelnen Konsumenten den Weg in eine gesündere und nachhaltiger Richtung einzuschlagen.
Mit der Kombination aus traditionellem Wissen und wissenschaftlicher Mikrobiomforschung bewegen wir uns auf eine neue Ära des Gesundheitsbewusstseins zu. Viele neue medizinische Ansätze könnten erschaffen werden und neue Behandlungs- und Therapieprozesse entwickelt werden. Wichtig hierbei ist besinnt und überdacht eine Präventive Ernährungs- undLebensweise anzustreben um Krankheiten weniger Raum zu gewähren.
Man kann sein Mikrobiom optimal mit Probiotischen und Präbiotischen Lebensmitteln unterstützen
Es ist sinnvoll auf ausreichend Ballaststoffe zu setzen. Allgemeine DACH Referenzwerte sind hierzu 30 Gramm Ballaststoffe am Tag.
Ja, eine gestörte Darmflora kann durch eine bewusste und gezielte Ernährung wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Der regelmäßige Verzehr von probiotischen Lebensmitteln sowie präbiotischen Lebensmitteln fördert das Wachstum der „guten“ Darmbakterien. Zusätzlich können Faktoren wie Stressreduktion und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Rolle bei der Regeneration der Darmflora spielen.