Aminosäuren

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Aminosäuren sind die Basis aller Proteine (Eiweiße). Der menschliche Körper besteht zu 14 bis 18 Prozent aus Eiweiß, das sich wiederum aus 21 verschiedenen Aminosäuren zusammensetzt. Alle 21 haben ihre eigene Rolle in der Erhaltung der menschlichen Gesundheit. Besonders wichtig sind Aminosäuren für den Aufbau und die Förderung des Immunsystems im Darm.

Was sind Aminosäuren?

Aminosäuren sind Bausteine der Eiweißmoleküle. Die kleinen organischen Verbindungen kommen in allen Lebewesen vor, sie können also tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sein. Sie bestehen immer aus einem zentralen Kohlenstoffatom (C), einer Aminogruppe (NH2), einer Carboxylgruppe (COOH) und einem Wasserstoffatom (H). Hinzu kommt eine so genannte Seitenkette (R), die von Aminosäure zu Aminosäure unterschiedlich ausgeprägt ist und welche die jeweilige Aminosäure auszeichnet. Eine genauere Bezeichnung für diese Verbindungen lautet „Aminocarbonsäuren“, sie ist jedoch weniger gebräuchlich als der Name „Aminosäuren“.


Aminosäuren sind an einer Vielzahl von Prozessen im menschlichen Organismus beteiligt. Sie werden im Darm zerlegt, in die Leber transportiert, um im Anschluss wieder (anders) zusammengesetzt zu werden. Wichtig für die Darmgesundheit ist, dass jeder Mensch alle 21 Aminosäuren produziert beziehungsweise jene zuführt, die er nicht selbst herstellen kann. Sollte es Einschränkungen bei der körpereigenen Produktion oder Aufnahme durch die Nahrung geben, können die benötigten Aminosäuren auch (einzeln oder mehrere zusammen) über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.

 

Welche Arten von Aminosäuren gibt es?

Man unterscheidet 21 verschiedene Aminosäuren, die wichtige Bausteine der körpereigenen Eiweißstoffe sind. Da sie in den Proteinen eingebaut sind, werden sie „proteinogene“ Aminosäuren genannt. Eine weit größere Anzahl jedoch, nämlich über 250 verschiedene Aminosäurearten sind nicht proteinogen. Diese sind also keine Eiweiß-Grundbausteine. Die 21 proteinogenen Aminosäuren sind die sogenannten α-Aminosäuren und werden häufig als die Bausteine des Lebens bezeichnet, weil sie bei sämtlichen Lebewesen in der DNA/RNA nachgewiesen werden können.
Für den menschlichen Körper unterscheidet man außerdem zwischen essentiellen und nicht-essentiellen Aminosäuren, wobei „essentiell“ nichts über die Wichtigkeit der Aminosäure aussagt, sondern darüber, ob der Körper sie selbst herstellen kann oder nicht. Essentielle Aminosäuren sind jene, die der Körper unbedingt über die Nahrung aufnehmen muss, weil er sie nicht selbst produzieren kann. Ab und zu hört man auch die Ausdrücke „unentbehrlich“ für essentiell oder „entbehrlich“ für nicht essentiell.

Essentielle Aminosäuren sind die folgenden neun:

 

  • Histidin
  • Isoleucin
  • Leucin
  • Lysin
  • Methionin
  • Phenylalanin
  • Threonin
  • Tryptophan
  • Valin

Nicht-essentielle Aminosäuren, die der Körper selbst bilden kann, sind:

 

  • Alanin
  • Arginin
  • Asparagin und die Asparaginsäure
  • Cystein
  • Glutamin und die Glutaminsäure
  • Glycin
  • Prolin
  • Selenocystein
  • Serin
  • Tyrosin
 

Wogegen helfen Aminosäuren?

Alle Aminosäuren, ob essentiell oder nicht, sind unverzichtbar für den Körper. Sie alle haben ihre Aufgaben. Einige Aminosäuren lassen sogar einen direkten Einfluss auf die Abwehrfähigkeit des Körpers erkennen. Hier sind einige Beispiele:

 

Arginin:
Die immunfördernde Aminosäure beeinflusst die Proteinsynthese (Herstellung eines Proteins in Lebewesen) und wirkt damit einem Proteinverlust (Schwund der Muskelmasse) während Krankheit und Bettlägerigkeit entgegen. Ihre antioxidativen Eigenschaften sind mitverantwortlich für die Stabilität des Immunsystems.

 

Lysin:
Zusammen mit dem Arginin stabilisiert Lysin das Immunsystem. Dies zeigt sich u.a. durch den ausgeprägt antiviralen Effekt, den die Aminosäure Lysin hat.

 

Cystein:
Dieser Baustein wird für den Substanzerhalt und -aufbau des Organismus benötigt. Im Zusammenspiel mit Glutamin und Glycin zeigt es eine ausgeprägte antioxidative Wirkung.

 

Glycin:
Die Aminosäure ist für die Bildung von Immunglobulinen und Antikörpern erforderlich und dadurch unerlässlich für ein stabiles Immunsystems. Außerdem hilft Glycin der Leber beim Entgiften.

 

Methionin:
Diese Aminosäure unterstützt die Wundheilung. Methionin zählt zu jenen Substanzen, die für den körpereigenen Aufbau der nicht-essentiellen Aminosäuren Cystein und Taurin notwendig sind.

 

Taurin:
Diesen aminosäure-ähnliche Mikronährstoff nehmen wir beim Verzehr von Fleisch auf. Nur im gesunden Zustand kann der Organismus Taurin aus den Aminosäuren Methionin bzw. Cystein aufbauen. Gelingt dies nicht, mangelt es dem Organismus an der heilenden Wirkung von Taurin.
Zwei anderen Aminosäuren hingegen wird eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung chronischer Darmerkrankungen nachgesagt. Dabei handelt es sich einerseits um die essentielle Aminosäure Tryptophan, andererseits um das im Körper selbst produzierte (L-)Arginin.

 

Tryptophan:
Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa führen dazu, dass Menschen unter chronischem Durchfall, Fieber und Schmerzen leiden. In Österreich sind zwischen 30.000 und 50.000 Menschen betroffen. Auch die psychische Belastung ist bei diesen Krankheiten besonders hoch. Bei den Patienten führt eine gestörte Immunantwort zu einer chronischen Entzündung des Magen-Darm-Trakts. In Schüben flammt diese Entzündung immer wieder auf. Eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankungen spielt die essentielle Aminosäure Tryptophan. Aktuelle Studien versuchen nun im Umkehrschluss festzustellen, welche Rolle Tryptophan auch in der Heilung spielen kann.

 

Arginin:
Ein Mangel an der Aminosäure L-Arginin im Darm führt zur verstärkten Entzündung der Darmschleimhaut. L-Arginin könnte demnach ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung und beim Verlauf, aber auch bei der Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa spielen. L-Arginin ist in Nahrungsmitteln wie auch in unserem Körper enthalten und an zahlreichen biologischen Funktionen beteiligt. Unter anderem jedoch dient sie als Ausgangsstoff zweier Enzyme, die sich bei Morbus-Crohn- oder Colitis-ulcerosa-Patienten verstärkt nachweisen lassen. Eine Nahrungsmittelergänzung mit L-Arginin kann die Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen daher gut unterstützen.
 

 

Wie wirken Aminosäuren?

Aminosäuren enthalten – im Gegensatz zu Kohlenhydraten und Fetten – Stickstoff (N) und sind dadurch fähig, Gewebe wie Organe, Muskeln, Haut und Haare zu bilden. Sie dienen außerdem als Hormone sowie als Vorstufe von Enzymen und Neurotransmittern, was wiederum für zahlreiche tägliche Stoffwechselvorgänge wichtig ist. Aminosäuren werden in der Leber entweder zu Protein umgewandelt oder in den Stoffwechsel eingespeist, in dem sie verschiedene Wirkungen erzielen. Sie dienen beispielsweise als Transportstoff für Fettsäuren oder als Botenstoffe im Verdauungs- und Nervensystem. Um den Körper optimal zu versorgen, sollte auf die bestmögliche biologische Wertigkeit der Aminosäuren geachtet werden. Diese erhält man durch eine sorgsame Auswahl und Kombination von Lebensmitteln.

 

Dosierung und Einnahme von Aminosäuren

Der Bedarf an Aminosäuren beschränkt sich hauptsächlich auf die essentiellen Aminosäuren, da diese im Körper nicht produziert werden können. Die für Erwachsene genannten täglichen Zufuhrempfehlungen reichen von 4 bis 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht für Tryptophan bis hin zu 39 bis 42 mg/kg für Leucin. Der Aminosäurenbedarf wird in den meisten Fällen über die tägliche Proteinzufuhr gedeckt. Daher ist es viel üblicher von der empfohlenen Tagesration Eiweiß zu sprechen und Aminosäuren nach ihrer biologischen Wertigkeit zu beurteilen.


Die empfohlene Proteinzufuhr pro Tag liegt bei Erwachsenen bei zirka 0,8 g pro kg Körpergewicht. Leistungssportler hingegen brauchen 1,2 bis 1,7 g pro kg Körpergewicht, was über die normale Nahrungsaufnahme natürlich schwieriger zu erreichen ist. Auch Schwangere und Stillende haben einen um 7 bis 10 g erhöhten täglichen Bedarf.

 

Die „biologische Wertigkeit“ eines Eiweißes gibt an, wie gut der Körper das zugeführte Protein in körpereigenes Protein umwandeln kann. Dabei spielt die Qualität der Aminosäuren eine ganz entscheidende Rolle. Essentielle und proteinogene Aminosäuren haben eine hohe Wertigkeit, denn das daraus entstehende Protein ist für den Menschen besser verwertbar als von nicht essentiellen Aminosäuren. Tierische Nahrungsmittel sind in ihrer Zusammensetzung dem menschlichen Eiweiß ähnlicher als pflanzliche Proteine. Daher haben sie eine höhere biologische Wertigkeit für uns. Die höchste biologische Wertigkeit hat dabei das Hühnerei mit 100. Durch eine durchdachte Kombination von Nahrungsmitteln kann man die biologische Wertigkeit jedoch noch weiter steigern. Kombiniert man beispielsweise Getreide, Eier und Milchprodukte zu einer Mahlzeit, kann man eine biologische Wertigkeit von bis zu 136 erreichen.

 

Veganer, die auf den Verzehr tierischer Produkte verzichten, nehmen weniger hochwertiges Eiweiß zu sich. Eine Mahlzeit aus Bohnen (pflanzliches Eiweiß) und Mais (Getreide) kann eine Wertigkeit von etwa 99 erreichen. Hier gilt es auf Mikronährstoffebene zu klären, ob Supplemente notwendig beziehungsweise förderlich sind und wie man den Darm bestmöglich unterstützen kann.

 

Nebenwirkungen von Aminosäuren

Bei der Einnahme von Aminosäureprodukten sollte man sich unbedingt an die vom Hersteller empfohlenen Tagesmengen halten. Ein zu hoher, längerfristiger Konsum einzelner Aminosäuren aus Nahrungsergänzungsmitteln kann zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen führen. Durch die erhöhte Einnahme wird über den Urin vermehrt Kalzium ausgeschieden. Das kann den Kalzium-Haushalt aus dem Lot bringen. Auch kann sich ungünstig auswirken, dass die Aufnahme von großen Mengen bestimmter Aminosäuren die Aufnahme anderer Aminosäuren blockiert.
Wechselwirkungen mit Medikamenten sind ebenfalls möglich. Wenn die Kombination von Aminosäuren und Medikamenten nicht vorher mit einem Arzt abgesprochen ist, kann es zu einer Intensivierung oder Minderung der Wirkung oder sogar zur vollständigen Wirkungslosigkeit kommen.

 

Häufige Fragen

Für was braucht man Aminosäuren?

Der Mensch braucht Aminosäuren für viele wichtigen Körperfunktionen, wie Wachstum, Muskel- und Gewebeaufbau und verschiedene Stoffwechselvorgänge. Auch für das Immunsystem und den Magen-Darm-Trakt sind Aminosäuren wesentliche Inhaltsstoffe und Botenträger. Dabei ist es wichtig, zu wissen, dass es Aminosäuren gibt, die der Körper nicht selbst produzieren kann und die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.


Was sind die 8 essentiellen Aminosäuren?

Aus ursprünglich acht essentiellen Aminosäuren wurden inzwischen neun. Seit 1985 wird auch die Aminosäure Histidin von der WHO als essentiell eingestuft: Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.


Sollte man Aminosäuren einnehmen?

Unter gewissen Lebensumständen kann es zu einem Mangel an Aminosäuren kommen. Andauernder Stress kann zum Beispiel das Aminosäuren-Depot aufbrauchen. Auch kann eine Versorgung mit essentiellen Aminosäuren nicht ausreichend gewährleistet werden, wenn viele stark verarbeitete Lebensmittel gegessen werden.


Wo sind viele Aminosäuren drin?

Aminosäuren finden sich in allen eiweißhaltigen Lebensmitteln. Besonders gut geeignet für die Aminosäuren-Aufnahme sind Eier, Geflügel, Rindfleisch, Fisch, Milchprodukte, Getreide, Bohnen und andere Hülsenfrüchte. Für eine hohe biologische Wertigkeit empfiehlt sich eine bedachte Kombination.